CryT4x

Meine Kurzgeschichten

Die Gelb-Lila Blüten

Er saß schon länger im Garten, seinen Laptop auf dem Schoß, Sätze schreibend und löschend. Richtig gute Ideen kamen ihn nie, jedenfalls wenn man ihn selbst das fragen würde, aber dies würde wohl nie passieren. Er ging selten raus, außer in seinem Garten. Dort war er von wild gewachsenen Hecken umgeben, die die Sicht auf mögliche Nachbarn versperrten. Sie zu schneiden war für ihn eine nicht lohnende Arbeit, da er die Hecken mochte wie sie waren und außer ihm sie wohl sowieso keiner sehen würde.
Immer wenn er nicht mehr wusste, was er schreiben sollte, guckte er sich in seinem Garten um. Viel zu sehen gab es da nicht, jedoch schrieb er trotzdem alles auf, sobald etwas passierte. Flog ein Vogel vorbei, so schrieb er es schnell ohne viel nachzudenken auf, jedoch sehr geschmückt mit im Kontext vermutlich nicht wahren Ereignissen. So hieß es nicht "Gerade flog ein Vogel vorbei.", sondern eher "Dort flog er, der mit schwarzen Federn geschmückte Vogel, auf der Suche nach Nahrung für seine Nachkommen."
Ob dieser, oder überhaupt irgendein Vogel in der Umgebung auf Nahrungssuche war, oder ob sie nur kurz etwas fliegen wollten war ihm egal. Er wollte einfach nur ein paar Sätze schreiben, ohne sich eine Geschichte dazu Überlegen zu müssen.
So schrieb er immer wieder Sätze auf, die er kurz darauf wieder löschte. Doch dann, als er wie so oft planlos im Internet unterwegs war, kam er zum Schluss, dass er lieber nicht alles, was ihm auffiel und er darauf hin niedergeschrieben hatte, sofort löschen sollte. Er habe gehört, dass manche Autoren einem raten, immer alles aufzuschreiben, egal wie belanglos es doch sein mag, da man diese Eindrücke vielleicht später mal gebrauchen könnte.
So löschte er immer weniger, bis er schließlich gar nichts mehr löschte. Er schrieb von kleinen Blumen, die immer zur selben Zeit am Tag ihre Blüten zeigten. Von einem Haufen Sand, der unscheinbar, aber sehr wichtig war, da er mittlerweile für viele kleinere Tiere ein Zuhause bot. Selbst über den Schatten, der jeden Tag ein wenig versetz, aber doch gleich seine Bahnen zog, schrieb er einiges auf. Alles in einem hatte nichts mit den jeweils anderen Sachen zu tun, aber langsam erschufen sie zusammen eine kleine Geschichte.
Er schrieb immer weiter und verknüpfte die einzelnen Eindrücke, die er sich im Laufe einiger Wochen notiert hatte. So schrieb er von den Schatten der Blumen, die sich mit den aufgehenden Blühten veränderten und so zur richtigen Uhrzeit den Sandhügel bedeckten, wodurch die dort lebenden Tiere eine Kühle Zeit an der Oberfläche genießen konnten.
Allmählich hatte er einige Seiten an verschieden verknüpften Geschichten zu Papier gebracht und war stolz auf sein Werk. Er hob seinen Kopf, blickte in seinen Garten wo die Blumen, die Tiere und die Schatten zu Hause waren, dachte darüber nach, möglicherweise wirklich einmal ein Buch zu schreiben und schloss kurz die Augen.
Als er sie wieder öffnete und auf seinen Laptop blickte, sah er die eine, nicht ganz vollgeschriebene Seite, auf der die Geschichte eines Mannes zu lesen war, der in seinem Garten saß und alles vermeidlich Unwichtige aufschrieb, um sich wie ein Autor zu fühlen.
Er beendete die Geschichte mit diesem Satz, in welchen er dem Leser oder Leserin nochmal zu bedenken geben wollte, dass ein jeder das machen sollte, was er oder sie mag, egal wie schwer oder unmöglich es erscheinen möge - Einfach der Kreativität freien Lauf lassen!